Privatkunden Tiny House – Die Alternative bei gestiegenen Bau- und Finanzierungskosten?
Das Wichtigste in Kürze:
  • Das „Tiny House Movement“ stammt ursprünglich aus den USA
  • Das Tiny House gilt als eine flexible und nachhaltige Wohnform
  • Ein autarkes Leben ist auch im Tiny House möglich
     

Das Tiny House (Minihaus) ist eine kompakte und nachhaltige Alternative zum gewöhnlichen Haus oder zur Wohnung, doch wie praktisch ist diese Bauweise wirklich und was genau steckt hinter diesem Wohntrend? Finde es hier heraus!

Der Ursprung des Tiny House Movements

Das „Tiny House Movement“ ist seit 2007 eine gesellschaftliche Bewegung mit Ursprung in den USA. Lange sehnten sich die Bewohner der Staaten nach großen Häusern, da diese oft als ein Statussymbol galten. Wie ist es aber heute? 

Menschen aus einer Gesellschaft, bei welcher oft das Motto „bigger is better“ gilt, haben sich dazu entschieden, auf Platz im Eigenheim zu verzichten, um ihre Freiheit und ihren individuellen Lebensstil zu priorisieren. Dies bedeutet aber keinesfalls, dass hier auf Luxus verzichtet wird: Auch ein flexibles und mobiles Minihaus kann trotz limitiertem Platz modern und luxuriös eingerichtet werden. 

Bereits in den 20er-Jahren gab es Bedarf an einer Verbindung der Mobilität eines Kraftfahrzeugs mit der Wohnbehaglichkeit eines Zuhauses. Mithilfe dieser Idee entstanden die ersten „Motorhomes“. Die Popularität von kleinen Häusern auf Rädern (Tiny House on Wheels) nahm immer mehr zu. 
 

Was ist ein Tiny House?

Obwohl es keine offizielle Definition für das „Tiny House“ gibt, lässt sich aus der Übersetzung der englischen Bezeichnung „winziges Haus“ ableiten. Es handelt sich also um eine äußerst kleine Form von Wohngebäuden. Bei diesen Minihäusern bestehen vielfältige Nutzungsmöglichkeiten: Sie eignen sich als Hauptwohnsitz, Arbeitszimmer, Ferien- oder Gästehaus. Für diejenigen, die großen Wert auf Mobilität legen, können die vier Wände auch auf einen Anhänger montiert werden und so den Wohnsitz flexibel wechseln (Tiny House on Wheels). Weitere Varianten neben dem klassischen Minihaus sind modulare Containerbauweisen, die beliebig erweiterbar sind oder sogar umfunktionierte ehemalige Schiffscontainer.

Im amerikanischen Baugesetz wurde festgelegt, was ein Tiny House ausmacht. Als Minihaus gilt eine Wohnstätte mit Fundament und einer Wohnfläche von bis zu 400 Square Foot (= rd. 37 qm)

Eine genaue Festlegung, was als ein „Tiny House“ gilt, gibt es international aber nicht. Ab wann man eine Wohnfläche als klein bezeichnen darf, lässt sich abhängig von Nationalität und Lebensumfeld (Stadt oder Land) beantworten. Diese Aspekte fallen in verschiedenen Gebieten unterschiedlich aus. Ungefähr lässt sich jedoch sagen, dass ein Haus „tiny“ ist, wenn es nicht mehr als 50qm Wohnfläche hat. 
 

Autark leben im Tiny House: Ist das möglich?

Zum autarken Leben im Minihaus gehört sowohl die Reduzierung von Wohnraum und vor allem viel Besitz als auch das Ziel, sich etwas aus der Gesellschaft zurückzuziehen, um sich auf einem nur wenig erschlossenen Gebiet in der Natur niederzulassen. 

Für das attraktive und nachhaltige Wohnen klingt für viele ein Leben im Tiny House optimal. Aber was ist mit dem Strom- und Wasseranschluss? Inwiefern kann man sich auch in einem Minihaus ein autarkes Leben ermöglichen?

In der Regel ist in Deutschland ein Hausbau nur dort erlaubt, wo es auch eine Kanalisation gibt. 

Ein Großteil der Bauten sind so ausgestattet, dass ein autarker Lebensstil möglich ist. Sie besitzen also zum Beispiel Regenwasser-Auffanganlagen, Bio-Toiletten oder Solarpaneele

Selbstverständlich gibt es auch komfortable Minihäuser, die sich schnell auch auf erschlossenen Grundstücken an das Leitungsnetz anschließen lassen. Diese sind dann als dauerhafte Wohnsitze bestens geeignet. Ob als Gästehaus, zusätzlicher Wohnraum, Arbeitsplatz oder schlicht als reduzierter Wohnort, wenn das alte Objekt zu groß geworden ist, es gibt viele Gründe die für ein Minihaus sprechen. Auch wenn das klassische Einfamilienhaus nicht den Bedürfnissen oder dem finanziellen Budget entspricht, kann das Minihaus zur interessanten Wahl werden.

Die passenden Grundstücke oder Stellplätze könnt ihr kaufen, mieten oder pachten. Letzteres umfasst im Vergleich zur Miete neben dem Recht des Aufenthalts auch die wirtschaftliche Nutzung des Grundstücks, also z.B. die Ernte aus dem Gemüsegarten.
Wenn das Tinyhaus z.B. mit einer Bodenplatte dauerhaft mit dem Grundstück verbunden werden soll, dann bleiben nur der Grundstückskauf oder die Pacht als Option. 

Anzumerken ist, dass es gar nicht so leicht ist kostengünstige geeignete kleine (Bau)-Grundstücke zu finden. Haltet nach Baulücken und Restgrundstücken Ausschau. Aufgrund des Trends werden aber immer mehr Flächen für Minihäuser ausgewiesen. Manche Hersteller bieten auch eigene Tiny House Siedlungen und Stellplätze an. 
 

Was kostet ein Tiny House?

Wie viel solch ein winziges Haus kostet, lässt sich so pauschal nicht beantworten. Es gibt Menschen, die eine minimalistische Ausstattung präferieren und ein vorgefertigtes Serienmodell wählen oder sogar eines in Eigenleistung erstellen. Aber es gibt auch viele, die trotz eingeschränkter Wohnfläche viel Wert auf Luxus und individuelle Gestaltung legen. Preise können also je nach Größe und Ausstattung stark variieren. Auch die Frage, ob autarke Versorgung oder nicht hat Einfluss auf den Preis.

Die Preise der Quadratmeter unterscheiden sich aber dennoch nicht groß von den Preisen der „normalen“ Häuser.. Du kannst für diese ungefähr 1.500 – 2.500 Euro kalkulieren. Je nach Ausstattung, Quadratmeter-Anzahl, Bausatz oder schlüsselfertiger Ausführung und Anbieter kannst Du also mit einem Einstiegspreis eines Tiny Houses von 10.000 – 65.000 Euro rechnen.  Allerdings gibt es auch hochwertige vollausgestattete Smart-Home Varianten bei denen schnell sechsstellige Budgets erforderlich sind. Die Kosten des Grundstücks bzw. des Stellplatzes kommen dann noch on Top.

Aufgrund des wachsenden Trends gibt es erfreulicherweise inzwischen eine größere Anzahl an Tiny House Anbietern. Umso wichtiger wird aber auch die Auswahl eines seriösen Vertragspartners. Im besten Fall hat der Anbieter längere Erfahrung, bietet Musterhäuser und Referenzobjekte, liefert eine eindeutige Leistungsbeschreibung und einen lückenlosen Bauvertrag. Auch die Erfahrungen mit verschiedenen Gewerken, notwendigen Baugenehmigungsanforderungen oder TÜV Anforderungen sind wichtig. Lasst Euch hier auf alle Fälle von einem unabhängigen Experten beraten.  

Die Kosten für ein Minihaus setzen sich aus folgenden Bestandteilen zusammen:

  • Anschlusskosten
  • Versorgungstechnik
  • Innenausstattung
  • Außenlage
  • Baunebenkosten
  • Grundstückskosten (Kauf/Miete/Pacht/Grundsteuer)


Finanzierung eines Tiny Houses

Wird für die Anschaffung eines Tiny Houses ein Kredit benötigt, dann wird die Sache etwas schwieriger. Nicht jede Bank finanziert Tinyhouses. Insbesondere bei der mobilen Variante kommt nur die Finanzierung über einen klassischen Privatkundenkredit mit maximal zehnjähriger Laufzeit in Frage. Dieser ist aufgrund der relativ schnellen Rückzahlungs- und höheren Zinsanforderung mit höheren Raten verbunden. Ein kostengünstigeres Immobilienfinanzierungsdarlehen bei entsprechendem Grundstücksbesitz mit Grundschuldeintragung und Immobilienbewertung wird nur von ausgewählten Banken mit entsprechenden individuellen Beleihungskriterien durchgeführt. 
 

Vorteile und Nachteile des Tiny Houses

Vorteile:

  • Es fallen geringere Baukosten an
  • Du wohnst relativ sparsam
  • Du wohnst nachhaltig mit geringerem Energieverbrauch
  • Es gilt als eine innovative Wohnform
  • Es besteht (bei Tiny Houses on Wheels) eine erhöhte Mobilität
  • Du hast weniger Unterhaltungs- und Reinigungsaufwände

Nachteile:

  • Es ist aufgrund von engem Wohnraum weniger familientauglich
  • Höherer Planungsaufwand, da ein Minihaus kompakt und effizient gebaut und gestaltet werden muss
  • Großer Aufwand beim Finden einer geeigneten Stellfläche bzw. eines geeigneten Grundstücks und dem Einholen einer Baugenehmigung
  • Weniger Wohnkomfort
  • Mangelnder Platz für Gäste
  • Kaum Barrierefreiheit (meistens mit Treppen oder Leitern ausgestattet)
     
Fazit: Passt ein Tiny House zu Dir?

Ob ein Leben in einem Tiny House zu Dir passt, kann man so allgemein nicht festlegen. Ob man vom normalen Wohnen zum Wohnen in einem Minihaus wechseln sollte, ist eine äußerst individuelle Entscheidung. Es hängt voll und ganz von Deiner Lebenseinstellung bzw. Deinem Lebensstil und Deinen aktuellen Bedürfnissen, die Deine Wohnweise betreffen, ab.

Wenn in Deinem Haus ein Wunsch nach viel Platz in Küche oder Wohnzimmer oder Rückzugsräumen besteht, dann ist von der Anschaffung eines Minihauses eher abzuraten. Möchtest Du aber auch in Deiner Wohnweise mobil und flexibel sein und findest den Trend zur Reduktion charmant? Dann könntest Du natürlich diesen Haustyp in Erwägung ziehen. Willst Du einen zweiten Wohnsitz anlegen oder zusätzliche Wohnfläche auf Deinem Grundstück schaffen, dann ist das Tiny House in Modulbauweise bestimmt eine interessante Option.

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